Er war zweifellos der Pfarrer, der die Kirchengemeinde im 20. Jahrhundert am stärksten geprägt hat: Unter seiner Leitung wurde der Innenraum der Universitätskirche 1927 so umgestaltet, dass die Feier des Gottesdienstes wieder Auge, Ohr und Herz ansprechen, Leib und Seele berühren konnte. Ritter war ein Mitbegründer der Evangelischen Michaelsbruderschaft und der Ökumenischen und Liturgischen Bewegung im Bereich der evangelischen Kirche. In den Jahren 1933 und 1934 führte er den Widerstand der hessischen Pfarrer gegen die Machtergreifung der Nationalsozialisten in der Kirche an; er geriet auch darum mehrmals in Haft und wurde bedroht. Ritter hat die ‚Bekennende Kirche’ an der Seite von Martin Niemöller mitbegründet. Nach dem Krieg verantwortete er als Dekan die Vereinigung der bis dahin konfessionell getrennten Marburger evangelischen Kirchengemeinden. In der Feier der Eucharistie nach der bis in die Alte Kirche zurückgehenden Form der „Evangelischen Messe” erblickte Ritter die eigentliche spirituelle Quelle für den christlichen Glauben und das Leben der Kirche. Vor 50 Jahren, am 15. August 1968, ist Karl Bernhard Ritter gestorben.
(Foto aus: Kirche und Wirklichkeit, hg. von Christian Zippert, Kassel 1971)