(Foto: ekkw.de / blickkontakt 2006/4)
Eine Frau am Altar und auf der Kanzel – das ist eine Selbstverständlichkeit mittlerweile, bei der kaum mehr bewusst ist, dass der Weg dahin auch in der evangelischen Kirche mühsam war. Darum sei an Claudia Bader erinnert, deren Porträt nun endlich in die Reihe der ordinierten Pfarrer und Prädikanten in der Sakristei der Universitätskirche aufgenommen wird. Geboren in Indien als Tochter eines Missionars, der 1912 als Leiter des Elisabethenhofs nach Marburg kam, ließ sie sich zunächst zur Lehrerin ausbilden. Dann legte legte Claudia Bader bis 1934 sämtliche theologischen und kirchlichen Examina ab, ohne eine feste Berufsperspektive zu haben. Offiziell mit Klinikseelsorge betraut, hat sie Jahre lang auch in der Gemeinde und in den Gottesdiensten der Universitätskirche mitgearbeitet und Pfarrer Karl Bernhard Ritter entlastet. Beharrlich hat sie gegen alle Widerstände für die gleichberechtigte Zulassung von Frauen zum Pfarramt gekämpft. Vor genau 60 Jahren, am 4. Advent 1952, wurde Claudia Bader als eine der ersten Frauen in unserer Landeskirche in der Universitätskirche ordiniert. Sie musste aber immer noch den Titel einer Pfarrvikarin führen und sich mit einem geringeren Gehalt zufrieden geben. Erst im Jahr 1962, als die Landeskirche Frauen uneingeschränkt zum Gemeindepfarramt zuließ – kürzlich feierte man das 50. Jubiläum –, wurde Claudia Bader mit der Leitung einer eigenen Gemeinde betraut: mit der Pauluskirche, an der sie bis zum Ruhestand 1966 arbeitete. Manche Ältere erinnern sich vielleicht noch persönlich an diese bemerkenswerte Theologin.
Aus Anlass des Ordinationsjubiläums von Claudia Bader nehmen wir ihr Bild in die Reihe der Pfarrer, Prädikanten und Kirchenmusiker in der Sakristei der Universitätskirche auf. Wir laden Sie herzlich ein, das Bild in Augenschein zu nehmen beim Kirchenkaffee nach dem Gottesdienst am 3. Sonntag im Advent um 10 Uhr.
Wolfgang Huber