
Ein Gottesdienst mit 16 Taufen fand am vergangenen Wochenende im Ufercafé an der Lahn statt — ein Tauffest mit Gottes Segen und ganz viel Sonnenschein. (Foto: Monika Bunk)
16 Taufen beim Tauffest an der Lahn
Marburg, den 01. Juli 2025 – „Gott sagt Ja zu Dir, noch lange bevor Du etwas können oder machen oder leisten müsstest.“ Das ist eine zentrale Botschaft der Taufe. Egal, ob zwei Monate alt oder schon erwachsen – am vergangenen Wochenende konnten sich Menschen an einem ganz besonderen Ort taufen lassen, nämlich an der Lahn. Und auf der Lahn und in der Lahn. Die Marburger Stadtgemeinden hatten zum Tauffest eingeladen und 16 Täuflinge und ihre Familien kamen und erlebten einen wunderbaren Sonntag mit ganz viel Segen.
Kurz vor zehn am Sonntag Morgen. Familien sitzen zusammen im Ufercafé. Auf dem Steg in der Lahn findet ein Soundcheck statt und die Band am Ufer probt „Fix you“ von Coldplay. Nicht gerade die klassische Vorbereitung auf einen Gottesdienst? Aber genau der fand in diesem besonderen Ambiente statt. Und nicht irgendein Gottesdienst – ein Tauffest. Die Marburger Innenstadtgemeinden hatten zum dritten Mal eingeladen und konnten 16 Täuflingen den Segen Gottes mit auf ihren Weg geben.


Lina und Ben, ein Jahr und sechs Jahre alt, wurden beim Tauffest am vergangenen Wochenende auf dem Steg an der Lahn von Pfarrer Ralf Hartmann getauft. (Fotos: Nadja Schwarzwäller)
Während die acht Monate alte Ylvie kurz vor Beginn des Gottesdienstes tiefenentspannt in ihrem Kinderwagen schlief, war der große Bruder Bruno mit seinen drei Jahren schon ein bisschen aufgeregt. Für die beiden ging es in die „Elisabeth II“ zur Taufe direkt auf dem Wasser. Auch die zehnjährige Henriette hatte sich die Zeremonie auf dem Boot gewünscht. Parallel fanden auch Taufen auf dem Steg statt. Und gleich der erste Täufling war auch der Jüngste: Linus, gerade einmal zwei Monate.
Dass die Taufe ein Aufbruch ist und jeder Täufling willkommen, mit all seinen Hoffnungen und auch mit all seinen Brüchen – das hatten Prädikant Christian Graß von UND Marburg und Pfarrerin Elke Kirchhoff-Müller aus Ockershausen zur Eröffnung des Gottesdienstes erklärt. Insgesamt sechs Pfarrerinnen und Pfarrer waren an diesem Morgen im Einsatz. Ralf Hartmann von der Elisabethkirche und Katja Simon machten sich mit Hilfe der beiden Handpuppen Malte und Luzie kindgerecht Gedanken zum Thema. Taufwasser für fünf Euro? Das geht doch nicht – die Taufe ist schließlich ein Geschenk.

Die zehnjährige Henriette hatte sich eine Taufe auf dem Boot gewünscht und das Tauffest machte diesen Wunsch möglich. Pfarrerin Katja Simon war an Bord der Elisabeth II mit ihr und ihrer Familie unterwegs. (Foto: Nadja Schwarzwäller)
Ein Gottesdienst wie dieser ist aber auch ein Geschenk an die Gemeinde und die Pfarrerinnen und Pfarrer. „Momente wie diese mit den Familien zu erleben, ist immer etwas ganz Besonderes“, sagt Joachim Simon von der Universitätskirche. „Wenn dann noch so ein toller Rahmen hinzukommt, gibt es dem ganzen eine zusätzliche Dimension.“ Joachim Simon und Ralf Hartmann sind sich einig:
„Das Ufercafé mit Blick auf die Weidenhäuser Brücke ist in Marburg der schönste Ort für ein Tauffest.“ Und mit diesem Fest nicht hinter Kirchenmauern, sondern im öffentlichen Raum ist Kirche dann auch noch einmal ganz anders sichtbar, mitten in der Stadt, ergänzt Oliver Henke von der Kirchengemeinde am Richtsberg.
16 Täuflinge zwischen zwei Monaten und 43 Jahren, ein Dutzend Zeremonien, eingebettet in einen Gottesdienst. Und eine Taufe an der Lahn wäre keine echte Taufe an der Lahn, wenn es nicht auch eine Taufe IN der Lahn gegeben hätte: Theo und Jannik, sieben und 30 Jahre alt, ließen sich ganz archaisch untertauchen – unter dem Jubel der Familien und der Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes. Jannik hat lange überlegt, ob er sich taufen lassen soll. Das Angebot des Tauffestes hat dann den Ausschlag gegeben, erzählt er im Gespräch mit Christian Graß.

Gut gelaunt auf einem Boot und nicht an einem Taufbecken hinter Kirchenmauern: Auch so kann eine Taufe aussehen. Am vergangenen Wochenende fanden 16 Zeremonien im Rahmen des Tauffests an der Lahn statt. (Foto: Monika Bunk)
Ähnlich wie beim Konzept der „Pop-Up-Trauung“ sollen mit den Tauffesten Menschen möglichst niedrigschwellig angesprochen werden – und damit eben auch Menschen erreicht werden, die über einen eher „klassischen“ Rahmen vielleicht nicht so einfach in Kontakt mit der Kirche kommen, sagen die Organisatoren. „Das haben wir auch als Rückmeldung von vielen bekommen, dass sie es genossen haben, wie unkompliziert und unverkrampft das Tauffest war“, so Christian Graß.
Der Gottesdienst wurde musikalisch gestaltet von der ESG-Band um Mike Bodenstein und vom Küsterteam der Universitätskirche mit organisiert. Roman Gischler vom Ufercafé unterstützt das Fest mit seinem Team und Verzehrgutscheine für die Familien gehören mit zum Paket. Martin Luther hat einmal versucht, das Geheimnis der Taufe in einem einzigen Satz zu beschreiben: „Wenn ich die Taufe halte im Namen des Vater, des Sohnes und des Heiligen Geistes, dann ist´s plötzlich kein gewöhnliches Wasser mehr, mit dem ich taufe, sondern der ganze Himmel ist dabei.“ Das darf dann auch mal an einem ungewöhnlichen Ort gefeiert werden.
Nadja Schwarzwäller


Nicht an oder auf der Lahn – IN der Lahn wurde auch getauft. Zwei Täuflinge hatten sich für diese archaische Form der Taufe entschieden, sehr zur Begeisterung der Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes. (Fotos: Monika Bunk)
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