„Warum willst du woanders hingehen, wenn du doch gerne hier in Marburg lebst?“, fragte mich jemand vor ein paar Tagen und ich konnte nicht sofort darauf antworten. Es stimmt ja, dass so viele Dinge für diese Stadt und diese Gemeinde sprechen: Freundliche und offene Menschen, ein sehr engagierter Kreis von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, hilfsbereite Kolleginnen und Kollegen, interessante Kontakte im Umfeld der Universität, die Begegnungen mit anderen Religionsgemeinschaften und und und… Warum also diesen liebenswerten Biotop verlassen, der mir und meiner Familie längst zur Heimat geworden ist?
Wenn da nicht der Wunsch gewesen wäre, mich noch einmal zu verändern und von einer ganz anderen Aufgabe herausfordern zu lassen. Dieser Wunsch ist erfüllt worden. Zukünftig werde ich als Studienleiter am Predigerseminar in Hofgeismar für die Fortbildung von Pfarrerinnen und Pfarrern in den ersten Amtsjahren verantwortlich sein.
Im Oktober 1991 bin ich in die Universitätskirchengemeinde gekommen und werde nach meinem Wechsel im Juni 2012 bestimmt viel vermissen: die intensiven Erfahrungen mit den Gruppen im Philippshaus; die unterschiedlichen Gottesdienste in der Universitätskirche; die Kapelle St. Jost mit dem stillen Friedhof an der Stadtautobahn; das Pfarrhaus in der Liebigstraße, in dem wir während der entscheidenden Familienjahre gewohnt haben. Geprägte Orte, an denen es einfach schön war, sich beruflich einzusetzen und zu leben.
Es sind vor allem einzelne Personen, die mir in Erinnerung bleiben werden, da bin ich mir sicher. Was ich mit Ihnen erleben durfte an geteilter Freude, z.B. bei Taufen und Trauungen, an den Wachstumsprozessen mit Konfirmanden oder ausgehaltener Trauer bei der Begleitung von Sterbenden und Ihren Angehörigen – das ist das Wichtigste, was ich mitnehme. „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“, hat Martin Buber einmal gesagt und das habe ich hier reichlich erfahren. Ich danke für das Vertrauen, das mir entgegen gebracht wurde. Natürlich werde ich auch einige Menschen enttäuscht haben, die ich nicht ansprechen konnte. Mancher hat vielleicht auf einen Besuch von mir gewartet und ich bin nicht gekommen. In den letzten Wochen erinnere ich mich an manche gelungene Begegnung wie auch an Situationen, in denen ich eher gescheitert bin.
Zum Abschied wünsche ich dem Mitarbeiterkreis und meinem Kollegen Wolfgang Huber während der Zeit der Vakanz viel Geduld und Zuversicht.
Ihnen und der Universitätskirchengemeinde wünsche ich eine segensreiche Zukunft.
Ihr
Dietrich Hannes Eibach