Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Genossinnen und Genossen, liebe Geschwister,
hiermit laden wir ein zum nächsten Termin unseres Arbeitskreises linker Christinnen und Christen am 11. September 2018 um 19.00 Uhr im Käte-Dinnebier-Saal, Bahnhofstraße 6 in 35039 Marburg. An diesem Abend wird uns Alexander Hirsch, der leitende Pastor der Anskar-Gemeinde in Marburg, einen Einblick in die praktische Flüchtlingshilfe auf der Insel Chios geben.
Die Jahre 2014–2016 waren eine Zeit der größeren Veränderungen, die vielleicht in die Geschichtsbücher eingehen werden als der Beginn einer neue Phase des Zusammenlebens in der Bundesrepublik und der EU. Während die Anzahl der Asylanträge In Deutschland einen Rekordwert einnahm, zeigte sich, dass vieles, was bisher einigermaßen selbstverständlich schien, nicht so selbstverständlich war: Wir konnten die Entwicklung der AfD zur drittstärksten Partei im Bundestag und ihre Festigung in vielen Landtagen beobachten und die erschreckend breite und laute Basis dieser Entwicklung in der Bevölkerung. Damit einher ging eine Verrohung der Sprache, die völlig zurecht geächtete Sprachbilder wieder mit traurigem Leben erfüllte. Gewisse Formen von Alltagsrassismus wurden salonfähig und auch offen verteidigbar. Die eigentlich unstellbare Frage, ob Menschen in Not geholfen werden sollte, wurde nun wieder erbittert debattiert. Und letztlich werden auch viele Möglichkeiten des direkten, persönlichen Helfens unmöglich gemacht durch das (effektive) Verbot der privaten Seenotrettung einerseits und der Entfernung von Flüchtlingsheimen aus der Nähe der Bevölkerung. All diese Schlaglichter handeln von einer Entwicklung einer Kälte, Enge und Angst, die natürlich auch Wirkung auf Politik zeigt und diese weniger menschlich und faktenbasiert werden lässt.
Auch für unseren Referenten Alexander Hirsch waren diese Jahre Zeiten der Veränderung. Er verbrachte das Ende des Jahres 2015 und den Anfang des Jahres 2016 spontan auf der griechischen Insel Chios, auf der er denjenigen Menschen ganz praktisch half, die dort auf ihrer Flucht nach Europa ankamen. Da ihn diese Situation nicht los ließ, war er in den darauf folgenden Jahren immer wieder vor Ort, und gründete schließlich einen Verein, der Geldmittel und Freiwillige an diejenigen vermittelt, die vor Ort die Hilfsarbeit koordinieren und leisten. An den so gesammelten Erfahrungen wird uns Alexander Hirsch bei unserem Termin teilhaben lassen.
Außerdem wird es darum gehen, was der Grenzgang „als evangelikaler Pastor unter linksradikalen Veganern” praktisch bedeutet und was durch ihn ausgelöst wird — eine Lehrstunde in Ambiguitätstoleranz.
Ich grüße geschwisterlich und solidarisch,
Theo Sperlea
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AK Linke CuC — Arbeitskreis Linke Christinnen und Christen Marburg
(Foto: pixabay.de / geralt)