Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde,
aus aktuellem Anlass möchten wir auch in Marburg zu einer Veranstaltung aufrufen, die sich gegen Antisemitismus und für das Recht auf offenes Zeigen seiner religiösen Identität ausspricht.
Dies allein durch das öffentliche Tragen der Kippa gemeinsam mit allen, die sich darin solidarisch zeigen möchten, zu verdeutlichen war uns, besonders angesichts des engen Austauschs zwischen allen Religionen in unserer Stadt, aber nicht genug. Daraus ist die Idee entstanden, dass die Jüdische und die Islamische Gemeinde gemeinsam eine Veranstaltung initiieren, in der sich Muslime mit Juden ebenso solidarisieren, wie umgekehrt, denn Anfeindungen wegen des Tragens religiöser Kennzeichen ist beiden wohlbekannt.
Ausschlaggebend war für uns die Empörung, dass Menschen in unserem Lande angegriffen werden, weil sie aufgrund von Kippa oder Kopftuch, inzwischen auch schon durch das Tragen eines Kreuzes, einer Religion zugeordnet werden, dies wollen wir nicht hinnehmen und dabei ist es uns zunächst einmal völlig gleichgültig, wen es trifft. In unserem Land hat jeder das Recht seine Religionszugehörigkeit öffentlich zu zeigen, ohne dass er um Leib und Leben fürchten muss. Dies ist zuerst eine Botschaft der Menschlichkeit jenseits aller tieferen religionspolitischen Betrachtungen.
Wenn die Angehörigen der Religionen in unserem Land in gegenseitiger Achtung miteinander leben können und in der gemeinsamen Ehrfurcht gegenüber Gott auch im politischen Handeln versuchen, gemeinsame Wege zu gehen, dann hat unsere Gesellschaft gewonnen.
Deshalb möchten wir herzlich einladen:
Gesicht zeigen
Mit Kippa, Kopftuch …
Seit der Attacke gegen einen Kippaträger in Berlin finden deutschlandweit als Reaktion auf Gewalt und Judenhass in vielen Städten sog. Kippa-Tage statt. Als jüdische Gemeinschaft freuen wir uns über diese Zeichen der Solidarität in unserem Land.
Da sich derartige Geschehnisse aber nicht nur auf Juden beziehen, sondern auch andere religiöse Gruppen davon nicht ausgenommen sind, möchten wir in Marburg einen Schritt weiter gehen. Wir setzen uns für eine Gesellschaft ein, in der es nicht als anstößig gilt, offen seine religiöse Identität zu zeigen.
Initiiert von der Jüdischen Gemeinde Marburg und der Islamischen Gemeinde Marburg und unter der Schirmherrschaft unseres Oberbürgermeisters Dr. Thomas Spies laden wir gemeinsam zu einer Kundgebung für religiöse Vielfalt und Toleranz unter dem Motto „Gesicht zeigen — Mit Kippa, Kopftuch, …” ein.
Wir freuen uns auf das Grußwort der Marburger Kirchen.
Beginn ist am 15. Mai 2018 um 18.30 Uhr im Garten des Gedenkens, Universitätsstraße, von dort geht es zum Marburger Marktplatz, wo um 19.00 Uhr eine Kundgebung stattfindet, zum Ausklang geht es weiter zur neuen Moschee, Bei St. Jost 17.
Antisemitismus darf in unserem Land keinen Platz mehr haben, aber er ist nur eine Seite der Medaille, diejenigen, die heute öffentlich gegen Juden sind, diskriminieren auch muslimische Mitbürger, verbreiten Hass gegenüber Andersgläubigen und Fremden und stellen sich gegen Vielfalt und Toleranz.
Darum gemeinsam: Wir wollen offen zeigen, dass in unserer Stadt keine Art von Feindlichkeit, Gewalt, Hass und Diskriminierung Platz haben, unabhängig gegen wen sie sich richtet. Wir möchten alle ermutigen, selbstbewusst öffentlich zu ihren Überzeugungen zu stehen. Mit dieser Kundgebung setzen wir zusammen, als Jüdische Gemeinde und Islamische Gemeinde mit allen anderen Religionen, ein Zeichen für religiöse Vielfalt innerhalb unserer freiheitlich demokratischen Ordnung.
Wir stehen gemeinsam für eine Welt der Vielfalt, der Toleranz und des gegenseitigen Respekts ein, in der Ausgrenzung, Feindlichkeit und Intoleranz keinen Platz haben. Für eine starke vielfältige Gemeinschaft in der wir uns gegenseitig kennenlernen und Unterschiede als bereichernd begreifen.
Wer im Rahmen der Veranstaltung ein Grußwort sprechen möchte, möchte uns das bitte vorher kurz mitteilen.
Auf Ihre zahlreiche Teilnahme freuen wir uns und bitten Sie, diese Einladung gerne weiterzuleiten.
Herzliche Grüße
Monika Bunk
2. Vorsitzende
für den Vorbereitungskreis der Veranstaltung