Herzliche Einladung zum nächsten Rother Synagogengespräch, das anlässlich des Jubiläums 700 Jahre Judentum in Marburg in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde stattfindet!
55. Rother Synagogengespräch
17. August 2017, 20.00 Uhr, Landsynagoge Roth
In Kooperation mit der Ev. Kirchengemeinde Roth
und der Jüdischen Gemeinde Marburg
im Rahmen ihres Jahresprogramms 2017
„700 Jahre Judentum in Marburg“
Prof. Dr. Siegfried Becker (Marburg):
Luther, Philipp und die Juden.
Zur jüdischen Rechts- und Sozialgeschichte im Reformationsjahrhundert
Zwischen Luthers Schriften „Daß Jesus Christus ein geborener Jude sei“ (1523) und „Von den Juden und ihren Lügen“ (1543) lagen zwei Jahrzehnte — zwanzig Jahre in Luthers Leben, die vom theologischen Diskurs, von konfessionellen und politischen Konflikten der Reformationszeit geprägt waren. Im Jahr des Reformationsjubiläums 2017 ist bereits vieles über Luthers Haltung zu den Juden gesagt worden — dabei wird oft dem Judenhass des alternden Reformators der Judenfreund der frühen Jahre entgegengehalten: eine vermeintlich tröstlichere Sicht, die das Bild Luthers im ersten großen Erinnern an die Reformation nach dem Jahrhundert des Holocaust differenzierter und freundlicher erscheinen lässt.
Im Vortrag sollen aber weniger Luthers theologisch begründete Einstellungen, sondern der politische Kontext in den Territorien der Reformation und die Folgen von Luthers dogmatischen Positionen für die sozialen und wirtschaftlichen Lebensbedingungen der jüdischen Bevölkerung in der frühen Neuzeit behandelt werden. Und schließlich wird die späte Instrumentalisierung von Luthers Judenschriften im Nationalsozialismus anzusprechen sein — die menschenverachtendste und von Luther nicht absehbare Variante jener Nachwirkungen, die schon bald nach dem Reformationsjahrhundert einsetzten.
(Foto: Landsynagoge Roth / Jörg Rustmeier)