Glaskubus am Ende des Obermarktes neben dem Haus Markt 23, der die baulichen Reste der mittelalterlichen Marburger Synagoge schützt (Foto: Wikimedia Commons)
Am kommenden Montag, den 15. Mai 2017, genau 700 Jahre nach der ersten urkundlichen Erwähnung einer Synagoge in Marburg, findet in der Synagoge, Liebigstraße 21a, um 19.30 Uhr, im Rahmen des Jubiläumsprogramms 700 Jahre Judentum in Marburg eine Vortragsveranstaltung unter dem Thema
Stichtag 15. Mai 1317: Urkundliche Ersterwähnung einer Synagoge in Marburg und wie es sich in dieser Stadt damals lebte
statt.
Es referieren Prof. Dr. Ursula Braasch-Schwersmann, Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, Marburg und Dr. Annegret Wenz-Haubfleisch, Staatsarchivs Marburg.
Mit der ersten Erwähnung einer Synagoge in Marburg 1317 verbinden sich Fragen zur Lebenswelt der jüdischen Bewohner in dieser Stadt. Wie hat man sich Marburg vor 700 Jahren vorzustellen? Wie groß war der Ort und wie war sein Stadtbild? Wovon ernährten sich seine Bewohner? Welche politischen und gesellschaftlichen Zustände herrschten damals?
Auch wenn die meisten Städte im Mittelalter keine große Einwohnerschaft besaßen, und es hier manchmal kaum mehr Menschen als in den Dörfern der Nachbarschaft gab, kam ihnen besondere Bedeutung zu. Insbesondere waren Orte wie Marburg mit Residenzfunktion Stätten des politischen Geschehens. Doch hier florierten auch Handwerk und Handel, genossen die Bürger besser Rechte und ein höheres Maß an Selbstverwaltung als auf dem Land.
Einen ersten, schlaglichtartigen Eindruck von den Lebensverhältnissen in Marburg vermittelt bereits die Ersterwähnungsurkunde von 1317, in der Mitglieder der Stadtgesellschaft als handelnde Personen hervortreten und topographische Gegebenheiten ans Licht kommen. Dr. Annegret Wenz-Haubfleisch, stellv. Direktorin des Staatsarchivs Marburg, wird diese in einem kurzen Beitrag herausarbeiten.
An ihre Ausführungen schließen Blicke auf den Ort des Geschehens an. In ihrem Bildervortrag wird sich Prof. Dr. Ursula Braasch-Schwersmann, Leiterin des Hessischen Landesamts für geschichtliche Landeskunde, dem Alltag im mittelalterlichen Marburg am Beginn des 14. Jahrhunderts zuwenden und nach den Verhältnissen in der Stadt fragen. Dabei werden auch das „Gesicht“ der Stadt, die verschiedenen Quartiere und ihre Bewohner in die Betrachtungen einbezogen. Das aus der Urkunde gewonnene schemenhafte Bild erhält so klarere Konturen.