In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie.
Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden. Selig, die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne und Töchter Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.
Matthäus 5,1–12a
Wie werde ich glücklich?
Glücklich bin ich, wenn ich nicht mehr hungere, denkt der Hungernde; wenn ich nicht mehr traurig bin, denkt der Trauernde; wenn ich gesund bin, denkt der Kranke.
Ich bin glücklich, denke ich mir oft, wenn es bei der Arbeit gut läuft; wenn ich beruflich Erfolg habe; wenn es in der Familie rund läuft, alle zufrieden und gesund sind; wenn ich mit meinen Freunden zusammen sein kann; wenn ich Freundschaft, Anerkennung und Liebe erfahre, wenn das Wetter schön ist; wenn ich Freizeit habe; wenn ich verreisen kann; wenn ich mir meinen bescheidenen Wohlstand leisten kann; wenn ich keine Angst vor der Zukunft haben muss.
Ich wäre glücklicher, wenn ich mehr glückliche Menschen um mich herum sähe; wenn es weniger Leid gäbe — hier und weltweit; wenn politisch beherzter gehandelt würde; wenn Armut, Hunger, Elend und Krieg entschiedener bekämpft würden; wenn es mehr Frieden und Gerechtigkeit in der Welt gäbe.
Und hier fangen meine Sorgen an, bei mir selbst: Sorgen um meine Familie; Sorgen um meine Mitmenschen; Sorgen um die Welt. Sorgen um die Zukunft. Das Sorgen erscheint manchmal wie eine Einbahnstraße, die in eine ungewisse Richtung führt.
Jesus stellt das alles auf den Kopf. Er empfiehlt andere Wege: Frieden stiften, Barmherzigkeit üben, ein reines Herz haben, Gerechtigkeit suchen, gewaltlos handeln. So wird man glücklich — auch wenn das Leben das noch nicht zeigt! Doch Jesus gibt die feste Zusage, dass selbst Armut, Trauer und Verfolgung nicht hindern, dass das Glück kommen wird.
Jörg Rustmeier — Evangelische Messe, Universitätskirche, 5. November 2015
(Foto: Landschaft am Tsauchab River, Namibia — Jörg Rustmeier)