Vielleicht haben sich manche Besucherinnen und Besucher der Universitätskirche in den letzten Wochen darüber gewundert, dass der Taufbrunnen plötzlich verschwunden ist. Er gehört unbedingt in das Gesamtbild des Altarbereichs auf der Nordseite des Chores. Dort bildet er ein Gegengewicht zur Kanzel, die die Südseite des Altarraumes prägt. Landgraf Wilhelm VI. hatte 1658 der reformierten Gemeinde bei der Wiedereinweihung der Kirche die Kanzel und ein Lesepult gestiftet.
Bei der grundlegenden Renovierung von 1927 wurde das Lesepult durch den Bildhauer Wilhelm Lemcke zu einem Taufbrunnen umgebaut. Er fertigte dazu eine Messingschale mit vier Delphinen an. Zusätzlich wurden Wasserleitungen mit Zu- und Abfluss über die Länge des Altarbereichs verlegt, so dass die Delphine fließendes Wasser speien konnten. Eine Besonderheit, die man wohl auf keinem anderen Taufbecken findet. Wer kann schon von sich behaupten, mit Wasser getauft worden zu sein, das durch die Münder von Delphinen geflossen ist? Später kam noch ein Wasserdurchlauferhitzer dazu, so dass Taufen mit fließend-warmen Wasser möglich wurden.
Niemand hat wohl dabei bedacht, dass die wertvolle Holzarbeit unter diesen Umständen Schaden nimmt. Außerdem sind die alten Wasserleitungen inzwischen undicht. Eine Neuverlegung wäre sehr aufwendig und sehr teuer. Durch die ständige Feuchtigkeit zeigten sich an dem Holzkorpus einige Risse, defekte Leimfugen, Amöbenbefall und Fäulnisbildung. Inzwischen ist die wertvolle Holzarbeit restauriert, muss aber zukünftig vor weiteren Feuchtigkeitsschäden gesichert werden. Es ist noch offen, wie wir trotzdem auch zukünftig Kinder in unserem Taufbrunnen taufen können.