Der Förderkreis für Alte Musik veranstaltet am Sonntag, dem 4. November 2018 in der Universitätskirche zu Marburg um 17.00 Uhr ein geistliches Konzert.
Den Kompositionen, die zu hören sein werden, liegen die Bibelverse Matthäus Kapitel 16, Vers 18–19 zu Grunde: „Tu es Petrus et super hanc petram aedificabo Ecclesiam meam“. „Du bist Petrus, auf diesem Felsen will ich meine Gemeinde bauen“.
Als zentrales Werk des Konzerts wird von Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525–1594) eine sechsstimmige Messe mit dem Titel „Tu es Petrus“ zu hören sein.
Wie die anderen Kompositionen des Programms basiert die Palestrinamesse auf der überlieferten Melodie des gregorianischen Chorals mit diesem Bibeltext.
Als Sängerknabe hat Palestrina seine musikalische Ausbildung unter verschiedenen Kapellmeistern in Santa Maria Maggiore in Rom erhalten. 1544 wurde er an die Kathedrale der Stadt Palestrina als Gesanglehrer und Organist berufen, wo der spätere Papst Julius III. Kardinal-Bischof war, der Palestrina 1551 als Kapellmeister an der Cappella Giulia anstellte. 1555 wurde er Sänger der Cappella Sistina. Noch im selben Jahr wurde er entlassen, da Julius III. gestorben war. Palestrinas Stimme ließ wohl nach und er hatte das zweite Mal geheiratet. Danach war er Kapellmeister an der Laterankirche. Vorrübergehend Kapellmeister an Santa Maria Maggiore wurde er dann Musiklehrer am Seminario Romano. 1571 wurde er Kapellmeister an San Pietro und blieb es bis zu seinem Tod. Am Ende seines Lebens versuchte er noch einmal in seine Vaterstadt Palestrina zurückzukehren, wo er als reich gewordener Mann einen großen Familienbesitz erworben hatte. Aber ehe dort sein Vertrag mit dem Domkapitel abgeschlossen werden konnte, starb er in Rom und wurde in der Peterskirche begraben.
Retrospektiv wie sein persönlicher Charakter ist im Wesentlichen auch Palestrinas kompositorisches Schaffen. Wahrscheinlich ist seine berühmte Marcellus-Messe 1562/63 in Verbindung mit dem Tridentiner Konzil entstanden. Er konnte mit dieser Messe die geistlichen Würdenträger überzeugen, dass trotz kunstreicher Struktur der Text klar verständlich bleiben könne und die Musik würdig und andachtsvoll dargestellt klingt.
Palestrina ist für die geistliche Musik seiner Zeit kein Neuerer, sondern eher ein Vollender. Das Hauptgebiet seines Schaffens stellen seine 105 Messen dar, neben Motetten, Responsorien, Sequenzen und einigen Madrigalen.
Wir stellen der sechsstimmigen Messe eine sechs- und eine siebenstimmige Motette über „Tu es Petrus“ von Palestrina voran.
Der spanische Komponist Cristóbal de Morales (1500–1553), der von 1535 bis 1545 in der päpstlichen Kappelle in Rom sang, war von Palestrina hochgeachtet. Seine Motette „Tu es Petrus“ ist in kontrapunktischer Technik und im polyphonen Stil geschrieben. Die Motette ist fünfstimmig und der gregorianische Cantus wird in der zweiten Stimme durchweg auf unterschiedlichen Tonhöhen wiederholt.
In den „Sacri Concenti“ 1601 von Hans Leo Hassler (1564–1612) ist eine fünfstimmige „Tu es Petrus“-Komposition enthalten. Er studierte bei Andrea Gabrieli in Venedig.
Die Motette des englischen Komponisten William Byrd (1540–1623) ist im „alten“ Stil komponiert, gehört aber vom harmonischen Geschehen her und der neuen deklamatorischen Gestalt in den Beginn des Frühbarock.
Der spanische Komponist Tomás Luis de Victoria (1548–1611) hat unter anderem bei Palestrina im Seminario Romano studiert; er wurde dort Palestrinas Nachfolger als Chorleiter.
Zwei doppelchörige Motetten beinhaltet das Konzertprogramm.
Der deutsche Komponist Melchior Franck (1580–1639) hat durch Hassler den polyphonen, venezianischen Kompositionsstil kennengelernt und in seinen geistlichen Werken fortgesetzt.
Peter Philips (1561–1628) musste als Katholik aus England fliehen; er hielt sich in Rom auf und reiste über Spanien und Frankreich in die Niederlande, wo er Jan Pieterszoon Sweelinck (1562–1621) traf. Auf dem Festland lebend, war er einer der hervorragenden englischen Komponisten seiner Generation.
Die Festmotette „Lobet den Herren“ aus dem „Cymbalum Sionium 1615“ von Johann Hermann Schein (1586–1630) beschließt das geistliche Konzert „Tu es Petrus“.
Die Ausführenden sind das Vokalensemble Canticum Antiquum und Solostimmen des Canticum Antiquum. Die Leitung hat Brigitte Krey.
(Foto: Pressefoto)