Im Gespräch mit Avi Primor zu seinem Buch über „Deutsch-jüdische Missverständnisse“
Der Buchtitel geht auf einen jüdischen Witz zurück. Zwei Nazis hauen einen alten Juden vom Rad. Da sagt dieser: „An allem sind die Juden und die Radfahrer schuld.“ „Warum die Radfahrer?“, fragen die Nazis erstaunt. „Warum die Juden?“, fragt der alte Jude zurück. Die eine Frage ist ebenso lächerlich wie die andere.
„Sieben Milliarden Menschen werden von zwölf Millionen Juden beherrscht!“ „Alle Juden sind reich wie Rockefeller!“ „Der unabhängige amerikanische Präsident ist nur eine jüdische Tarnung!“
Solche und andere Vorurteile sind bekannt und spuken immer noch in vielen Köpfen herum. Treffen sie zu? Nein, sie treffen nicht zu!
Avi Primor zerpflückt in seinem neuesten Buch zusammen mit Christiane Korff die gängigen Vorurteile über Juden und über den Staat Israel. In zwölf Kapiteln gehen sie einem Vorurteil nach dem anderen auf den Grund. Nüchtern legen sie den Hintergrund dar und entlarven Klischees.
Avi Primor vertritt die These, dass der Antisemitismus unter Deutschen nicht auf dem Vormarsch sei. Er sieht Deutschland an der Seite seines Landes. Er hält es dabei für verfehlt, wenn Deutsche aus Angst, antisemitisch zu erscheinen, auf Kritik an Israel verzichten. In seiner Analyse ist er präzise, wenn nötig auch scharf, aber niemals alarmistisch.
Avi Primor zieht mit diesem Buch gleichzeitig eine Bilanz seines bisherigen politischen und öffentlichen Lebens. Als Diplomat hat er sich immer eine eigene Meinung erlaubt und wurde so zum meist gerügten Botschafter des Staates Israel. Er ist und bleibt ein Mittler zwischen den Welten, der mit beiden Seiten des deutsch-jüdischen Dialogs vertraut ist.
Im Gespräch mit Achim Güssgen erläutert Avi Primor seine Thesen und wird sich gerne auch Ihren Fragen stellen. Hierzu laden wir Sie und Ihre Begleitung sehr herzlich ein.
Avi Primor, geb. 1935, Diplomat und Publizist; 1993 bis 1999 Botschafter des Staates Israel in der Bundesrepublik Deutschland; Direktor des Zentrums für Europäische Studien der Privatuniversität IDC Herzliyah, Israel.
Mittwoch, 29. Juni 2011
20.00 Uhr
Technologie- und Tagungszentrum Marburg
Softwarecenter 3, 35037 Marburg
Eintritt frei.
Anmeldung erbeten an:
Hessische Landeszentrale für politische Bildung
Tel. (0611) 324020; Fax 324077
achim.guessgen@hlz.hessen.de
Das Buch:
Avi Primor / Christiane von Korff
An allem sind die Juden und die Radfahrer schuld.
Deutsch-jüdische Missverständnisse,
Piper Verlag,
geb., 320 Seiten; € 19,95.
Büchertisch: Buchhandlung Roter Stern
Veranstaltet von: Hessische Landeszentrale für politische Bildung, Jüdische Gemeinde Marburg, Katholisch-Theologisches Seminar Marburg, Kulturelle Aktion Marburg — STRÖMUNGEN e.V., Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Marburg, Piper Verlag.