Der Runde Tisch der Religionen lädt zu einer Podiumsveranstaltung am 27. März um 19.00 Uhr in das Philippshaus ein. Auf dem Podium diskutieren Emmi-Lusie Becker (Islam), Monika Bunk (Judentum), Kelly Herndon (Bahá’í), Dechant Franz Langstein (Katholische Kirche), Dekan Burkhard zur Nieden (Evangelische Kirche) und Antonius Pothof (Buddhismus).
Moderation: Dietrich Hannes Eibach
Das islamische Opferfest erinnert an Abraham, der nach den Überlieferungen der drei monotheistischen Religionen bereit war, seinen eigenen Sohn zu opfern. Im letzten Augenblick hielt er inne und schlachtete an seiner Stelle einen Widder. Aus den Religionen kennen wir Lob‑, Dank‑, Bitt- und Sühneopfer. Doch schon in den prophetischen Schriften finden wir eine kritische Einstellung zum Opferwesen. So heißt es bei Hosea: „Ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer“ (6,6). Was für ein Verhältnis haben wir heute zum Opfer in unserer eigenen Religion und wie gehen andere Religionen mit diesem Thema um?
Religionsgeschichtlich heißt „Apokalypse“ nicht Weltzerstörung, sondern Enthüllung, Aufdeckung, Offenbarung destruktiver, aber auch rettender Mächte. Doppeltes Thema ist Weltende genauso wie Weltverwandlung durch ungeheure Vernichtungsprozesse hindurch.
Apokalypse geschieht außen und innen: in weltpolitischen Dimensionen und in Visionen von himmlischen und höllischen Welten. Schon Kant unterscheidet ein natürliches, ein katastrophisch widernatürliches und ein „übernatürliches“, „mystisches“ Ende aller Dinge. Sind apokalyptische Traditionen gegenwärtig aktuell – in Politik, Tiefenpsychologie und Theologie? Wo geschieht „Apokalypse“ heute?
Eintritt: 8,– €, Mitglieder und Studenten 6,– €
Zum Grimm-Jubiläum 2012 hat der Fachdienst Kultur der Universitätsstadt Marburg die künstlerische Umsetzung des Sterntaler-Märchens als Lichtkunstwerk im öffentlichen Raum initiiert.
Die Künstler Doris und Florian Conrads können vielfältige Erfahrungen einbringen: Städel-Absolventin und Otto-Ubbelohde-Preisträgerin Doris Conrads hat sich intensiv mit Sternenhimmel, NASA-Weltraum-Fotografie, Marburger Motiven und Lichtkunst auseinandergesetzt. Ihr Sohn Florian Conrads (Berlin) ist als Diplom-Grafikdesigner und passionierter Fotograf von den multimedialen Aspekten der Aufgabe fasziniert.
Im Lichtkunstwerk „Sterntaler“ wird das Mädchen aus der Sterntaler-Illustration von Otto Ubbelohde mit einer Weltraum-Fotografie kombiniert – freigegeben von der NASA/ESA.
Vernissage an der Universitätskirche/Kornmarkt ist am Frühlingsanfang, Freitag, 23. März 2012, um 19.30 Uhr. Dort wird das Lichtkunstwerk an der Universitätskirche installiert. Gleichzeitig werden an dem „Leseort“ die Bronzebücher von Astrid Lindgren, J.R.R. Tolkien, Antoine de Saint-Exupéry und Erich Kästner ergänzt um ein bronzenes Grimm-Buch – mit dem Märchen „Die Sterntaler“.
Die Brüder Grimm sind in ihrer Studienzeit in die Universitätskirche zum Gottesdienst gegangen. Im Vorläuferbau der benachbarten Alten Universität wurde ihnen 1819 die Ehrendoktorwürde verliehen.
Der Runde Tisch der Religionen lädt zu einer Podiumsdiskussion am 13. März um 19.30 Uhr in den historischen Rathaussaal ein. Es sprechen Dr. phil. Tarek Badawia, M.A. (Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Institut für Erziehungswissenschaft), Eva-Maria El-Shabassy (Leiterin der Kommission „Islamischer Religionsunterricht“ des Koordinationsrates der Muslime in Deutschland — KRM, Köln) und Oberlandeskirchenrat Dr. Eberhard Stock (Leiter des Dezernats Bildung, Vorsitzender der Theologischen Kammer der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Mitglied der Bildungskammer der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Kassel). Die Moderation hat Dipl.-Pol. Steffen Rink (Philipps-Universität Marburg, Fachgebiet Religionswissenschaft / REMID). Die Begrüßung spricht Prof. Dr. theol. Hans-Martin Barth.
Der Islamische Religionsunterricht wird seit Jahrzehnten thematisiert und nimmt an Aktualität weiter zu. Unumstritten ist die Notwendigkeit der Einführung eines qualifizierten konfessionellen Religionsunterrichts für muslimische Schülerinnen und Schüler. Mittlerweile gibt es die ersten Modellversuche in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.
Wer in der neuen Gruppe dabei sein möchte, die im Frühjahr 2013 konfirmiert wird, ist herzlich mit den Eltern eingeladen zur Anmeldung und zu ersten Absprachen am Dienstag, dem 13. März 2012 um 18.00 Uhr im Philippshaus.
Wolfgang Kessler und Josef Rother / Kino Capitol (Fotos: Jörg Rustmeier)
Ein Abend über die Opfer und die Täter der Finanzkrise
„Der Westen, der mit 12,8 Prozent der Weltbevölkerung eine Minderheit ist, herrscht über den Planeten seit über fünfhundert Jahren. Ende des 15. Jahrhunderts, als die Erde rund geworden ist, nach der vierten Reise von Kolumbus, findet der Genozid in Lateinamerika statt. Dann gab es 350 Jahre Sklavenhandel, dann 150 Jahre lang die Kolonialmassaker und die Territorialbesetzung. Heute gibt es die Tyrannei des globalisierten Finanzkapitals. Letztes Jahr haben die fünfhundert größten Privatkonzerne der Welt nach Weltbankstatistiken gemeinsam über 52 Prozent des Weltsozialproduktes beherrscht. Dieses Finanzkapital in den Händen einiger westlicher Oligarchen hat eine Macht, die nie zuvor in der Geschichte der Menschheit ein König, ein Kaiser oder ein Papst gehabt hat.“
Mit diesem drastischen Zitat von Jean Ziegler, ehemals UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, eröffnete Josef Rother vom Eine-Welt-Kugel-Kreis (Katholische Kirchengemeinde St. Johannes Ev.) am Dienstag, dem 6. März, den Abend im vollbesetzten Kinosaal und war damit gleich am Kern des Themas angelangt: Die katastrophalen Auswirkungen des internationalen Finanzsystems, die wir alle zu spüren bekommen, vielmehr aber noch die Menschen in den ärmsten Ländern der Welt, die aufgrund globaler Finanzspekulationen von ihrer Arbeit nicht mehr leben können.
Es war bereits die zweite Veranstaltung zu diesem Thema in einem Marburger Kino. Die erste fand drei Wochen zuvor statt und war ebenfalls völlig ausgebucht. Allein diese Tatsache macht deutlich, dass vielen Menschen das Thema auf der Seele brennt. Entsprechend breit war auch der Initiatorenkreis der Veranstaltung: Neben dem Eine-Welt-Kugel-Kreis die Steuerungsgruppe „Fairer Handel“ der Universitätsstadt Marburg, die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck, der Weltladen Marburg, attac Marburg, die Christliche Friedensinitiative Marburg sowie das Kino Cineplex Marburg.
Wolfgang Kessler, Ökonom und Chefredakteur der kritisch-christlichen Zeitung Publik-Forum erläuterte in seinem Vortrag mit einfachen Worten die komplizierten Zusammenhänge des globalen Finanzsystems, so dass sie auch Nicht-Ökonomen verständlich wurden. Dabei sprach er auch das innere Befinden vieler Zuhörer an: Der Mensch hat beim Geld zwei Seiten, eine gierige und eine soziale. Einerseits möchte er immer mehr haben, aber andererseits auch etwas für die Menschen und die Verbesserung der Welt tun. Beim Einkaufen macht sich dieses Bewusstsein schon bemerkbar: Immerhin kaufen acht Prozent der Kunden Bio- und fair gehandelte Produkte. Beim Geldanlegen sieht das aber anders aus: 99 Prozent der Bankkunden geben ihr Geld und damit auch ihr Gewissen am Bankschalter ab, denn sie erwarten nur, dass sie nach einiger Zeit ihre Zinzen oder Rendite erhalten, egal woher das Geld kommt. Dabei können sie sicher sein: Wenn sie hier einen Gewinn aus Geldgeschäften erzielen, wird es anderen irgendwo auf der Welt vorenthalten, wobei es nicht selten um deren Existenz geht. Auch die kommunalen Sparkassen und Volksbanken wirtschaften nicht uneingeschränkt nach ethischen Prinzipien.
So richteten sich im Anschluss an den Vortrag die Fragen der Zuhörer auch nach der Wahl der richtigen Bank: Die GLS-Bank agiere hier mustergültig, meinte Kessler. Aber auch bei anderen alternativen Geldinstituten, wie der Umweltbank, der Ethikbank oder der Triodos-Bank, könne der Kunde selbst bestimmen, wie sein Geld angelegt wird. Lokale Projekte im sozialen und im Umweltbereich würden dabei bevorzugt. Weiteren Fragen und Kommentaren stellten sich Kessler und Bürgermeister Franz Kahle, der für die Stadt Marburg sprach.
Baumwollernte in Burkina Faso (Foto: Dokumentarfilm „Let’s Make Money“)
Kessler bot mehrere Lösungen an hin zu der dringend notwendigen Finanzwende, der in Deutschland bisher die marktradikale Politik aller Regierungen seit der Öffnung zum Wirtschaftsliberalismus unter der rot-grünen Bundesregierung im Wege steht: Die Verpflichtung der Banken, mehr Eigenkapital vorzuhalten, eine Finanztransaktionssteuer, die Trennung von Investment- und Geschäftsbanken, Kontrolle der Schattenbanken und Steueroasen, Erlass von Auslandsschulden sowie Mithaftung der Gläubiger statt Sozialisierung ihrer Verluste.
Ein Zuhörer äußerte Zweifel an der Änderbarkeit der derzeitigen Finanzmarktmechanismen und den damit verbundenen Krisen und negativen Folgen für arme Länder. Kessler meinte, die Anhaltspunkte für den Pessimismus überwögen, aber es gäbe reale Chancen für einen Optimismus. Diese lägen an der Aktivität der Bürger und ihrem Widerstand gegen die bisherigen Strukturen. Ein Schüler beklagte, dass er im Politikunterricht nichts von den Zusammenhängen des Finanzsystems gehört habe, und forderte bessere Informationen in den Schulen. Kessler gab ihm grundsätzlich Recht, wies aber darauf hin, dass Informationen in der Schule nur sinnvoll seien, wenn das Finanzsystem nicht nur erklärt, sondern auch kritisch hinterfragt würde.
Gerhard Schwarz, NZZ (Foto: Dokumentarfilm „Let’s Make Money“)
Im Anschluss an den Vortrag und die Diskussion wurde der zweite, längere Teil des Dokumentarfilms „Let’s Make Money“ (2008) des österreichischen Filmemachers Erwin Wagenhofer gezeigt, dessen Anfang vor Kesslers Vortrag zu sehen war. Die globalen Zusammenhänge des Finanzsystems wurden hier noch einmal, ohne jeden wertenden Filmkommentar, deutlich vor Augen geführt. Zum Beispiel: Frauen in Burkina Faso pflücken Baumwolle und klagen an, dass sie von dieser harten Arbeit nicht leben könnten, weil sie fast kein Geld einbringe. Dabei handelt es sich um die beste Baumwolle der Welt, die ganz von Hand gepflückt und sortiert wird. Obwohl gleichzeitig die billigste der Welt, ist sie gegenüber der amerikanischen Baumwolle, die von der US-Regierung aus finanzpolitischen Gründen subventioniert wird, nicht konkurrenzfähig. Der Produktionsmanager Francis Kologo aus Burkina Faso stellt die Konsequenzen drastisch dar: „Wenn der Westen seine Baumwollsubventionen nicht stoppt, dann sind wir gezwungen zu gehen. Wenn wir auswandern, können sie ruhig zehn Meter hohe Mauern bauen. Wir werden trotzdem nach Europa kommen.“
Harter Schnitt zum Mont Pèlerin mit Blick über den Genfer See, dort wo der sogenannte Neoliberalismus, der in den 80er Jahren durch Ronald Reagan und Margaret Thatcher forciert wurde, seinen weltweiten Anfang nahm. Wir sehen und hören Gerhard Schwarz, Leiter der Wirtschaftsredaktion der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ): „Alle Liberalen dieser Welt sind der Meinung, dass Grenzen offen sein sollten für Güter, für Geld und für Dienstleistungen. Schwieriger wird es bei Menschen. Da muss man sich überlegen, ob man nicht eine Art Eintrittspreis verlangen müsste“, denn „ein Neuer profitiert von etwas, zu dem er nichts beigetragen hat.“ – Deutlicher ist der Konflikt, der aus der „Tyrannei des globalisierten Finanzkapitals“ (Jean Ziegler) resultiert, kaum auf den Punkt zu bringen.
Die Veranstaltung vom 15.02. war ausgebucht. Sie wird am 06. März um 19 Uhr wiederholt. Kostenlos! Um Spende zur Deckung der Kosten wird gebeten.
Finanzkrise: Ursachen, Mechanismen und Konsequenzen weltweit
Wer kontrolliert die Finanzmärkte? Oder kontrollieren die Finanzmärkte uns?
Was haben die „Produkte“ der Finanzwirtschaft überhaupt mit der Realwirtschaft zu tun?
Wer profiitiert und wer trägt die Kosten?
Seit wann haben Rating-Agenturen so viel Macht?
Warum müssen Banken gerettet werden?
Schuldenkrise (fast) weltweit: Wer sind eigentlich die Gläubiger?
Was hat die Börse in Chicago mit dem Getreidepreis in Uganda zu tun?
Was ist eine Finanztransaktionssteuer und wie könnte sie zu einer „Steuer gegen Armut“ werden?
Und: Was hat das alles mit mir zu tun?
06. März 2012, 19 Uhr
Capitol-Center, Marburg
(Eintritt frei — bitte Karten an der Kasse abholen)
Programm
19:00 Uhr Einführung und Film „Let’s make money“ (1. Teil)
19:30 Uhr Vortrag Dr. Wolfgang Kessler (Chefredakteur Publik-Forum)
20:15 Uhr Diskussion
danach: Film „Let’s make money“ (2. Teil)
Initiatoren
Eine-Welt-Kugel-Kreis (Katholische Kirchengemeinde St. Johannes Ev.)
Steuerungsgruppe „Fairer Handel“ der Universitätsstadt Marburg
Evangelische Kirche Kurhessen-Waldeck
Weltladen Marburg
attac Marburg
Christliche Friedensinitiative Marburg
Kino Cineplex Marburg
Der diesjährige Weltgebetstag machte auf das Schicksal der 1,5 Millionen Frauen in Malaysia aufmerksam, die dort nahezu rechtlos als Hausangestellte tätig sind. Der ökumenische Gottesdienst an diesem Tag in der Universitätskirche wurde von Marburger Frauen der Elisabethkirche, der Pfarrkirche und der Universitätskirche (evangelisch), von Peter und Paul sowie St. Johannes (katholisch), von der Uferkirche (Baptisten) und dem Christustreff (überkonfessionell) vorbereitet. Neben der Klage über die Ungerechtigkeit spielte der Dank für die Vielfalt der Menschen, der Religionen, der Tiere und Pflanzen, der Farben und der Kleidung, der Dank für kulinarische Genüsse, Musik und Tanz eine wichtige Rolle. Optisch erhielt man einen Eindruck durch den Farbenschmuck in der Kirche und die malaysischen Pflanzen, die vom Botanischen Garten zur Verfügung gestellt worden waren, akustisch durch einige Instrumente aus der Völkerkundlichen Sammlung der Philipps-Universität sowie durch den Gospelchor „Joy of Life“, der malaysische Gesänge interpretierte. Mit der Geschichte von der hartnäckigen Witwe und dem korrupten Richter aus dem Lukasevangelium trafen die Frauen in einem Rollenspiel den Lebenszusammenhang vieler Frauen aus Malaysia. Die Marburger Künstlerin Gabi Erne solidarisierte sich als Putzfrau mit den Hausangestellten. Im Anschluss an den Gottesdienst gab es für die Gottesdienstgäste noch malaysische Speisen auf der Orgelempore. Dabei entwickelte sich so mancher Gedankenaustausch über das Gehörte und Gesehene.
Am Freitag, dem 2. März ist um 18.00 Uhr in der Universitätskirche ein Ökumenischer Gottesdienst, der von einer Gruppe um Andrea Wöllenstein gestaltet und von dem Gospelchor „Joy of life“ unter Leitung von Jean Kleeb musikalisch begleitet wird. Anschließend ist ein festliches Beisammensein auf der Orgelempore.
Am Vortag, Donnerstag, dem 1. März, referiert Frau Kranz beim Offenen Nachmittag um 15.00 Uhr im Gemeindehaus Ost über den Weltgebetstag.
Zum Thema „Steht auf für Gerechtigkeit“ wird bereits am 19. Februar der Film „The Tiger Factory“ aus Malaysia im Marburger Kino Capitol gezeigt.
Der Weltgebetstag ist die größte von Laien getragene Bewegung, zu der sich Protestantinnen, Katholikinnen, Baptistinnen und Methodistinnen treffen und gemeinsamen einen Gottesdienst vorbereiten und feiern. Das Motto lautet: Informiert beten und betend handeln. Die Gottesdienstliturgie schreiben immer Frauen eines Landes für alle weltweit. Für dieses Jahr haben es Frauen aus Malaysia getan. „Steht auf für Gerechtigkeit“ so lautet der Titel. Glauben und Leben, biblische Worte und politische Wirklichkeit beziehen die Frauen aufeinander und geben uns überraschende Impulse zum Nachdenken. In diesem Jahr steht das Schicksal von Hausangestellten in Malaysia im Fokus.